Helmut Dirnaichner
“DES MEERES EINE HÄLFTE ~ ERDE”
Ausstellung vom 08.04. - 28.05.2016
In seiner künstlerischen Laufbahn hat
Helmut Dirnaichner ein vielfältiges
Oeuvre geschaffen, dessen Wesen die
Auseinandersetzung mit Naturmaterialien
ausmacht. Dirnaichner geht es um
die Erforschung des verborgenen Innenlebens
von Erden und Steinen und
dem Sichtbarmachen ihrer Geschichte
als Teil des natürlichen Kreislaufs von
Werden und Vergehen.
In einem aufwendigen Transformationsprozess
zermalmt er Erden und Steine,
bearbeitet sie zu Farbpigmenten und
verleiht ihnen eine neue künstlerische
Gestalt, die in der malerischen Textur
die verborgenen Qualitäten der Materialien
enthüllt und gleichzeitig ihre
Aura bewahrt. Erden und Steine stellen
für Dirnaichner die „Urfarben“ dar,
durch die Erde als elementares Element
sinnlich erfahrbar wird.
Text: Annesusanne Fackler
(Leiterin Goethe-Institut Mailand)
Auszug aus : „e le terre del Salento“
Foto: Francesco Radino, Milano
Biografie
- 1942 in Kolbermoor geboren
- 1970-76 Studium an der Akademie der bildenden Künste in München
- 1978 DAAD-Stipendium in Mailand
- 1985 Werkstipendium des Kunstfonds Bonn; Studienreise nach Mexiko
- 1990 Förderpreis für bildende Kunst der Stadt München
- 2000-02 Reisen nach Ägypten; Workshop im Goethe-Institut, Alexandria
- 2004 Stiftskirche Kaiserslautern, Installation »Oltremare«
- 2005 Seminar an der Accademia di Belle Arti, Lecce;
Bayerische Staatsoper / Festspiel+, Installation Skulptur und Musik, Allerheiligen Hofkirche, München, Komposition: Christian Mings
- 2010 Szenenbild zur Oper »Voce che vola nel vento«,
Casa del Mantegna, Mantua; Musik: Biagio Putignano; Text: Paolo Truzzi
- Seit 1975 zahlreiche Ausstellungen und Beteiligungen im In- und Ausland
lebt und arbeitet in München, Mailand und Apulien
www.helmutdirnaichner.de
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Publikationen
- Helmut Dirnaichner, » Das Leichte und das Schwere «
hg. vom Verlag für moderne Kunst, Nürnberg 1993
- Helmut Dirnaichner, » tansparente, Steine Lichtfelder Räume «, ‘97
- Helmut Dirnaichner, » ante mare et terras «, Künstlerbücher 1979-2001,
Institut für moderne Kunst, Nürnberg 2001
- Helmut Dirnaichner, » Erde Stein Papier «, München 2007
- Helmut Dirnaichner, » e le terre del Salento «, Lecce 08/09
Seit den 70er Jahren ist Helmut Dirnaichner elementaren Aussagen in konsequent gegenstandsloser Kunst auf der Spur. Reduktion, Konzentration auf wesentliche Bildelemente, eine Aufforderung zum genauen Hinsehen und kontemplativen Verweilen kennzeichnen seit jeher sein Werk.
Auf der Suche nach Ursprung und Körper der Farbe stieß er auf Erden, Steine und Mineralien. Ihre Leuchtkraft, aber auch ihre Geschichte (Menschheits-, Kultur- und Erdgeschichte) sind in seinen Werken aufbewahrt. "Vom Material zur Materie" betitelte Ulrich Bischoff 1993 seinen Aufsatz in einer Monographie über Helmut Dirnaichner.
"Das Leichte und das Schwere" ist auch heute noch ein Grundton seiner Arbeit: Der massive Stein der Skulptur "Basalt Zinnober" steht den schwebenden Blättern im Mobile "Konstellation" von 2015 und der Zartheit der Aquarelle mit Lapislazuli und Azurit aus dem Jahr 2002 gegenüber. Er schöpft mit Erde und Zellulose aus dem gebogenen Olivenzweig, der ein Oval ergibt. Dann wieder schafft die Plastizität des im Mörser zerstossenen Steins Schatten, Lichtreflexion und differenzierte Strukturen, die auf Mikro- und Makrokosmos verweisen.
Elementare, dezidierte Formen wie Raute, Kreis, Rechteck kontrastieren mit unregelmäßigen Schöpfrändern, die den Moment der Auflösung, des immer neu geschaffenen Schöpfens einfangen und festhalten. Die rote apulische Erde ist ebenso wie das leuchtende Blau des Lapislazuli eine Konstante in seinem Werk.
Wasser und Luft sind Elemente in seinem künstlerischen Schaffensprozess. »Neuere Arbeiten erschließen ihre Konsequenz im Rückblick auf ältere und weit zurückliegende offenbaren die in ihnen angelegte Dimension durch eine Präzisierung der Fragestellung in den jüngsten Werken.«: Mit diesem zyklischen Vorgehen, das Britta Buhlmann 1997 feststellte (im Katalog "trasparente – Steine Lichtfelder Räume"), vertieft und verdeutlicht Dirnaichner seine künstlerischen Inhalte auch in den neueren Werken, streng und spielerisch zugleich.
Text: C.D.
Ausstellungen in der Galerie Grewenig | Nissen bisher:
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